Alexander Koch trifft kurz vor Schluss – 25:24
Ernst Sieben gewinnt gegen die bis dato punktgleiche TSG Münster II das Spitzenspiel und ist nun alleiniger Tabellenführer
Führt man als Handball-Landesligist nach 16 von 26 Meisterschaftspartien die Tabelle an und erwartet am 17. Spieltag einen der beiden bis dato punktgleichen Verfolger, bietet sich der Begriff “Gipfeltreffen“ geradezu an und verspricht darüber hinaus voll besetzte Zuschauer-Ränge. Eben diese Vorzeichen galten gestern Abend für das Heimspiel des Landesliga-Spitzenreiters TV Petterweil, denn die Mannschaft von TVP-Coach Detlef Ernst empfing den Rangdritten TSG Münster II. Bekannt war allen beteiligten Protagonisten, dass der TV Idstein, also der dritte Klub des Führungstrios, tags zuvor auf eigenem Parkett gegen die HSG Wettenberg mit 26:29 baden gegangen war. Daraus ergab sich für die Petterweiler Truppe: Ein Sieg über Münster II, und man hätte sich vorne gegenüber der Konkurrenz ein kleines, aber feines Punktepolster geschaffen. Gesagt, getan: Nach einem außerordentlich spannenden und auf sehr gutem Landesliga-Niveau stehenden Handball-Krimi siegte die Ernst-Sieben mit 25:24 (10:10) und gilt im Gesamt-Klassement ab sofort als die alleinige Nummer eins.
Klar, dass rund 400 Zuschauer nach 60 abwechslungsreichen Minuten auf den Bänken standen und der eigenen Mannschaft ein enthusiastisches “Spitzenreiter, Spitzenreiter“ gönnten. Auch Detlef Ernst, der wegen der Bedeutung dieser Partie seinen Aufenthalt bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen kurzerhand beendete, sein Team vorab jedoch als Außenseiter eingestuft hatte, war zunächst mal ziemlich geschafft. Nachdem sich auch sein Pulsschlag auf Normalmaß reduziert hatte, wurde er konkret: “Hochachtung vor der Leistung unserer Spieler, denn sie verstanden es, sich gegenüber den jüngsten Auftritten enorm zu steigern. Und zwar nicht nur einer, sondern alle“. Man dürfe nicht vergessen, dass Münster II in dieser Liga über die beste Offensive verfüge: “Dass wir solch starken Leuten in der ersten Hälfte lediglich zehn Tore gestatteten, war wirklich beeindruckend und eine ganz wichtige Voraussetzung für den Sieg“.
Die Partie selbst entwickelte sich von Beginn an als ausgesprochen enge Geschichte. Zwar durchsetzt mit einigen Stockfehlern auf beiden Seiten, aber jederzeit rasant und mit allen erlaubten Mitteln geführt. Helmut Michalke, der Tausendsassa im Petterweiler Kasten, hielt - zumindest 30 Minuten lang – schlichtweg überragend. Seinen tollen Reaktionen hatten es die Platzherren zu verdanken, dass sie den HSG-Cracks stets auf Augenhöhe Paroli zu bieten verstanden, ja sogar die Chance hatten, sich schon zur Pause ein kleines Tore-Polster zu verschaffen.
Daraus wurde freilich nichts: Nach dem 3:3-Zwischenstand führte der Spitzenreiter durch Treffer von Felix Schneider und Jörn Olbrich zunächst mit 5:3 (9.), später dann durch Goals von Martin Peschke und Maximilian Rautschka mit 8:6 (20.). Doch Münster egalisierte in beiden Fällen postwendend, lag in der 23. und 26. Minute selbst knapp in Führung, ehe zwei Volltreffer von Petterweils Nummer 10, Thorsten Koch, den 10:10-Pausenstand erbrachten.
Halbzeit zwei eröffneten die Schwarz-Gelben furios: Pierre Lange und Alexander Koch trafen in die Vollen – 12:10 nach 33 Minuten. Wenig später stand’s 13:13 (39.), nach 49 Minuten 19:19 und in der 54. Minute 20:20. Die Schlussphase musste also die Entscheidung bringen: Felix Schneider (21:20) und Alexander Koch (22:20) eröffneten die letzten fünf Spielminuten aus Petterweiler Sicht optimal, Kai Hardt zeichnete für das 23:21 verantwortlich und Kreisläufer Felix Schneider zwei Minuten vor dem Abpfiff für den inzwischen siebten Zwei-Tore-Vorsprung (24:22).
Das Aus für Münster II? Noch nicht. Möller und Winkler glichen für den Gast bis elf Sekunden vor dem Abpfiff zum 24:24 aus –ein Remis schien zum Greifen nah. Doch diesbezüglich hatten Münsters Trainer Stefan Hartmann und seine Leute die Rechnung ohne Petterweils Alexander Koch gemacht. Der TVP-Rückraumspieler erfasste in den noch verbleibenden zehn Spielsekunden blitzschnell die Situation, tauchte frei vor dem Kreis auf, jagte das Leder zum 25:24-Siegtreffer in die Maschen und brachte angesichts des elften Petterweiler Saisonsieges, den man durchaus als einen der ganz wichtigen bezeichnen kann, die Fans auf der Tribüne vollends aus dem Häuschen.
TV Petterweil: Helmut Michalke, Oliver Malkmus; Jörn Olbrich (2), Martin Peschke (4/2), Alexander Kunkel (1), Kai Hardt (2), Jens Ruppert, Alexander Koch (3), Pierre Lange (2), Ralf Scherrer (1), Felix Schneider (4), Felix Koffler, Maximilian Rautschka (2), Thorsten Koch (4).
TSG Münster II: Bansa, Marc Kunz; Reindl (3/1), Möller (3), Winkler (5/1), Wesche (1), Zies (1), Zapototschny, Clasen (1), Tim Kunz (1), Engel (4), San Jose (1), Schuster (4/1).
Im Stenogramm:
Schiedsrichter: Marchlewitz/Stadtmüller (Seligenstadt/Heusenstamm).
Siebenmeter: TVP: 2/2 – TSG II: 5/3.
Zeitstrafen: TVP: 1 – TSG II: 4.
Rote Karte: Jörn Olbrich (56.), Pierre Lange (60.)
Zuschauer: 400.
Uwe Born
Wetterauer Zeitung vom Montag, 14. Februar 2011
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