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Den Faden nach dem Wechsel völlig verloren

TV Petterweil unterliegt dem Titelanwärter TV Kirchzell 26:35 - Reinhard Kreft: »Erwarten von den Fans mehr Interesse«

Spiele gegen Mannschaften, die Titelambitionen hegen und ihr überragendes Können bereits nachhaltig unter Beweis gestellt haben, sind für ein Team, das tabellenmäßig weiter unten angesiedelt ist, stets ganz besondere Angelegenheiten, haben zudem für den vermeintlich schwächer eingestuften Klub den Vorteil, eigentlich gar nichts falsch machen zu können. Verliert man, wäre das der Normalfall - holt man einen oder gar beide Punkte, ist die Freude darüber riesengroß. Unter eben diesen Voraussetzungen gedachten die Handballer des Regionalligisten TV Petterweil, dem haushohen Favoriten und auf Zweitliga-Kurs segelnden TV Kirchzell am Samstagabend vor eigenem Publikum mal tüchtig auf den Zahn zu fühlen; und gleichzeitig ihre imposante Heimstärke (sechs Siege, zwei Niederlagen) eingehend zu demonstrieren.

Das klappte in Halbzeit eins angesichts der verdienten 14:12-Pausenführung auch bestens, erwies sich ab den zweiten 30 Minuten jedoch als bloßes Wunschdenken, denn das Team des TVPTrainer-Gespanns Gebhard Fink/Thomas Jäth verlor gleich nach Wideranpfiff völlig den Faden und handelte sich gegen den Regionalliga-Zweiten aus dem Odenwald eine letztlich recht deutliche 26:35-Niederlage ein.
»Die Partie ist quasi in acht Minuten entschieden worden«, verstand Petterweils Team-Manager Reinhard Kreft beim Bilanzieren die Handball-Welt nicht mehr, denn in exakt dieser Spielphase, also zwischen der 31. und 38. Minute, kippte die Begegnung zugunsten des TV Kirchzell, der den Zwei-Tore-Rückstand zur Pause binnen kurzer Zeit in eine deutliche Führung (16:21) umzuwandeln verstand. Viele technische Fehler und unkonzentrierte Abschlüsse, die bis zur Halbzeit auf Petterweiler Seite kaum zu sehen waren, häuften sich mit Beginn der zweiten Hälfte über Gebühr. »Weshalb, ist nicht zu begreifen«, rätselten nicht nur Reinhard Kreft, sondern auch die Coaches Fink und Jäth hinterher über den unerklärlichen Leistungseinbruch ihrer Leute. Konditionelle Defizite seien, so Kreft, für die insgesamt neunte Saisonniederlage jedenfalls nicht ausschlaggebend gewesen: »Vielmehr lag´s an der fehlenden Konzentration. Kirchzell hat diese Schwächeperiode, die eigentlich nur acht Minuten dauerte, im Stil einer Klassemannschaft genutzt und später dann mit viel Routine nichts mehr anbrennen lassen.«

Dass es für Gäste-Trainer Gottfried Kunz und seine Cracks zunächst gar nicht gut ausgesehen hatte, war indes nicht zu übersehen: Der TVP begann nämlich vor 300 Zuschauern mit viel Power, lag bis zur siebten Minute durch Treffer des starken Kreisläufers Felix Schneider (3), Jens Ruppert, Heiko Trinczek und Philip Deinet mit 6:2 vorne, zog später dann von 11:10 auf 14:11 (Trinczek, D´Aveta, Deinet) davon und ließ die mit viel Enthusiasmus mitgehende Petterweiler Fan-Gemeinde von ebenso überzeugenden zweiten 30 Minuten träumen.
Ein Wunsch, der sich nicht erfüllen sollte. Dem schnellen Fünf-Tore-Rückstand bis zur 38. Minute hatten die Mannen im gelb-schwarzen Dress jedenfalls nichts mehr entgegen zu setzen, kamen nur noch einmal (21:24/48.) auf Tuchfühlung und waren ab der 54. Minute (23:30) ohne jede Chance auf ein Erfolgserlebnis. »Pech gesellte sich in der Schlussviertelstunde angesichts von vier Pfostenknallern hinzu«, meinte Kreft, der die Niederlage an sich, weil gegen einen der Top-Favoriten erlitten, nicht als »Beinbruch« gewertet wissen möchte.
Eine andere Tatsache sei, so der TVP-Verantwortliche, viel betrüblicher.
»Nur 300 Zuschauer sind eine Riesenenttäuschung. Gegen den Tabellenzweiten hatten wir mit einer vollen Halle gerechnet.« In Petterweil Regionalliga-Handball zu bieten, erfordere, so Reinhard Kreft, einen enormen Aufwand, und man erwarte ganz einfach mehr Interesse: »Bleibt das aus, muss man sich wirklich fragen, ob auf derart hohem Niveau die ganze Arbeit noch Sinn macht.«

TV Petterweil: David Reimann, Martin Malik; Jörn Olbrich, Andrej Shimonjenko, Dirk Pezold (2), Philip Deinet (4), Fabian Freiwald, Jens Ruppert (3), Pierre D´Aveta (5/1), Björn Ehmer, Felix Schneider (8), Heiko Trinczek (4), Hans Self.

TV Kirchzell: Bolling; Hauptmann (2), Kirchmann (7), Frank (7), Hetkamp (1), Lang (2), Winter, Jost (2), Hess (7), Knoblauch (7/5), Ehrlich.

Schiedsrichter: Gerhard/Küsters (HV Rheinhessen)
Zeitstrafen: TVP 5 - TVK 3
Siebenmeter: TVP 1/1 - TVK 5/5
Z.: 300


Wetterauer Zeitung vom Montag, 20. Februar 2006

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