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Handball-Landesliga TSGO legt keinen Einspruch ein

08.11.2016 Von THORSTEN REMSPERGER UND ECKHARD FIUKOWSKI

Ein Wurf mit Folgen – aber nur auf dem Spielfeld und nicht am grünen Tisch. Dort erfährt das Landesliga-Derby kein Nachspiel.

Oberursel.

Das Magische am Handball ist ja gerade, dass sich manchmal die Ereignisse überschlagen. Dann haben Spieler, Trainer und Zuschauer die spielentscheidende Szene zwar allesamt erlebt, sie aber unterschiedlich wahrgenommen. Selbst Schiedsrichter und Journalisten haben es schwer bei ihrer Beurteilung – jene Besucher in der Halle, die von ihren Emotionen nicht überkommen werden (sollten), wenn sich erst in den letzten Sekunden 60 Minuten eines Spiels klärt, wer Punkte gewinnt und wer welche verliert.

Gemeint ist in diesem Fall der Abschluss des Hochtaunus-Wetterau-Derbys in der Landesliga Mitte, in dem am Samstagabend ohnehin schon Zündstoff drin war. Aufseiten der TSG Oberursel als auch des TV Petterweil wirkten Spieler mit, die auch schon das gegnerische Trikot trugen. Einer dieser Akteure, der Petterweiler Christian Dänner, warf Sekunden vor Schluss das 27:27 für die Gäste, die in der Oberurseler EKS-Sporthalle nicht ein Mal geführt hatten.

Wurde er geblockt?

Jubel bei den Gästen, Entsetzen bei den Hausherren. Anwurf, Pass zum Mittelkreis, ein TSGO-Spieler will direkt aufs Tor werfen. Die letzte Chance – vorbei. Sein Verzweiflungswurf geht nicht ins Tor. Die Spielzeit ist um. Wurde er direkt beim Anwurf geblockt? Dann hätte eine der Regeländerungen greifen müssen, die der Internationale Handball-Verband zum 1. Juli umsetzen ließ. Sie lautet: Begeht ein Abwehrspieler in den letzten 30 Sekunden eine grobe Regelwidrigkeit oder unterbindet regelwidrig eine Wurfausführung (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf), erhält er nun eine Rote Karte ohne Bericht – und die andere Mannschaft automatisch einen Siebenmeter.

Die Pfeife des oberligaerfahrenen Schiedsrichtergespanns Wieprecht/Heinzel (SG Wallau) blieb aber stumm. „Das ist eine Frechheit“, regte sich Oberursels Trainer Kazimir Balentovic noch eine Weile nach der Partie auf, „dagegen werden wir Protest einlegen“. Wird sein Verein jetzt aber doch nicht tun.

„Gar nicht freigegeben“

Martin Peschke versteht die ganze Aufregung nicht. Der routinierte Rückraumspieler des TV Petterweil, der gleichzeitig auch Kotrainer der Mannschaft ist, beschrieb gestern die Situation so: „Der Anwurf ist noch gar nicht ordnungsgemäß freigegeben gewesen. Als der Oberurseler Spieler von der Mittellinie geworfen hat, hat er zudem über einen unserer Spieler geworfen und ist nicht geblockt worden.“

Peschke sagte zu den heftigen Diskussionen, die TSGO-Trainer Kazimir Balentovic und andere Beteiligte nach dem Derby in der Halle führten, Folgendes: „Wenn ich Oberurseler wäre, würde ich mich eher fragen, warum es nicht gelungen ist, einen Drei-Tore-Vorsprung fünf Minuten vor Schluss ins Ziel zu retten.“

Balentovic wird es zähneknirschend hinnehmen. Gestern begründete er gegenüber dieser Zeitung, weshalb die TSGO auf den Einspruch verzichtete. Dazu habe er sich nach einer Beratung mit den Mannschaftsbetreuern Bernhard Schmidt und Dr. Gerhard Ferdinand sowie Vorstandsmitglied Jochen Krusch entschlossen. „Wir haben einen Punkt gewonnen und wissen nicht, wann das Spiel wiederholt werden würde. Dann ist die Mannschaft vielleicht nicht komplett und wir stehen am Ende mit leeren Händen da“, erläutert Balentovic. „Wenn wir aber verloren hätten, so wäre von uns der Einspruch eingelegt worden, denn es war ein klarer Regelverstoß.“

Endgültig geurteilt wird über den diffizilen Sachverhalt also nicht werden. Das Spiel bleibt mit dem 27:27 in der Wertung und beide Teams, ohnehin, in den Abstiegskampf verstrickt. Umso interessanter wird der 5. März 2017. Dann ist das Rückspiel in Petterweil.


Taunuszeitung vom Dienstag, 08. November 2016

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